Unter normalen Umständen wäre die Karwoche voll im Gange mit den Prozessionen der 71 Bruderschaften, die vom Palmen bis zum Ostersonntag die wertvollen Christus und Marienfiguren durch die Stadt tragen.

Dieses Jahr aber sind die Strassen leer, es gibt keine Menschenmassen und keine Umzüge wegen des Coronavirus, aus offensichtlichen Gesundheitsgründen wurde alles abgesagt.

1933/2020

Das letzte Mal, dass die Karwoche nicht stattgefunden hat war im Jahre 1933, also vor 87 Jahren. Damals war der Grund nicht eine Krankheit sondern die politischen Umstände der Zeit. Spanien war eine Republik und die Bruderschaften beschlossen, auch bedingt durch den Konflikt dieser mit der lokalen Regierung, die Prozessionen nicht durchzuführen.

Auch wenn wir dieses Jahr diese ganz besondere Woche nicht feiern können, möchte ich einige Besonderheiten dieses Festes mit Ihnen teilen.

Prozessionen

Die vielleicht bekannteste Prozession am Ostersonntag wird “La Borriquita” genannt und stellt den Einzug Christi nach Jerusalem reitend auf einem kleinen Esel dar. Die Christusfigur ist umgeben von Kindern, Frauen und Aposteln. Es ist einer der Lieblingsprozessionen der Kinder zum Anschauen und es ist auch die Bruderschaft bei der am meisten Kinder selbst teilnehmen.

Am Gründonnerstag findet die Prozession unter anderem von der Bruderschaft “Los Negritos”, die Schwarzen, statt. Die Gründung dieser “Hermandad” geht auf das Ende des 14. Jahrhunderts zurück, als der Erzbischof Gonzalo de Mena ein Spital-Armenhaus für die schwarzen Sklaven gründete. Es war die Zeit der Pestepidemien, schlechte Ernten, Armut, so dass viele Familien ihre schwarzen Sklaven nicht mehr weiter unterhalten konnten oder wollten und schon gar nicht wenn sie krank wurden. Dies war der Ausgangspunkt der Bruderschaft.

Gastronomie

Ein anderer wichtiger Gesichtspunkt der Karwoche ist natürlich auch die Gastronomie. Wie fast in allen Ländern gibt es auch in Spanien bestimmte Nahrungsmittel und Speisen, die zu den Osterbräuchen gehören.

Da es eine Fastenzeit ist, war es Brauch, kein Fleisch zu essen, was durch Fisch und besonders durch Kabeljau ersetzt wurde. Eine tyische Speise ist der “Potaje de vigilia”, ein Gemüseeintopf bestehend aus Kabeljau, Kichererbsen und Spinat. Was man auch nicht missen sollte, sind die “Buñuelos de bacalao”, eine Art Kabeljaukrapfen. Man nehme zerkrümelten Kabeljau und Petersilie, umhüllt von einem Teigmantel, der dann frittiert wird.

Natürlich dürfen auch keine Süsspeisen fehlen und deshalb soll es schon seit dem 15. Jahrhundert die Torrijas geben, Spanische Arme Ritter würden wir dazu sagen. Sie bestehen aus geschnittenem, alten Weissbrot, das in Milch oder Wein mit Honig und Gewürzen eingeweicht wird, dann in Ei gewendet und schlussendlich mit Olivenöl gebraten wird.

Ich hoffe Ihnen die Osterwoche etwas näher gebracht zu haben. Bleiben Sie gesund und ich wünsche Ihnen eine beschauliche Karwoche.

Falls Sie noch etwas mehr über die Semana Santa wissen möchten, können Sie unter anderem meinen Artikel vom letzten Jahr in meinem Blog lesen.

Falls Sie weitere Informationen benötigen, setzen Sie sich mit mir in Verbindung, ich helfe Ihnen gerne.

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