Otto Engelhardt brachte der Stadt Sevillas elektrische öffentliche  Strassenbeleuchtung und modernisierte die Strassenbahn.

Nach seiner Hinrichtung wurde sein Name und Werk aus politischen Gründen verschwiegen, so dass Otto Engelhardt heute ein Unbekannter für viele Einwohner Sevillas ist.

Sein Ursprung

Otto Engelhardt wurde 1866 in Braunschweig geboren, studierte in Berlin und arbeitete Ende des 19.Jahrhunderts als Ingenieur bei der Firma AEG. Dort besuchten im Jahre 1894  Vertreter der Elektizitätsgesellschaft „Compañía de Sevilla de Electricidad“ die Fabrik, lernten Otto Engelhardt kennen und ernannten ihn zum Direktor. Und so begann sein Leben in Sevilla.

Elektrisches Licht und Strassenbahnen in Sevilla

Die Firma „Compañía de Sevilla de Electricidad” beschäftigte sich die ersten 10 Jahre mit der Produktion und Verteilung elektrischer Energie in Sevilla und in 14 anderen Städten und Dörfern. Dies bedeutete einen grosser Fortschritt in der damaligen Zeit. Die öffentliche Strassenbeleuchtung verändert das Stadtbild und sorgt für mehr Sicherheit der Bürger.

Nach seiner Zeit in der Elektrizitätsgesellschaft leitete er die Strassenbahngesellschaft „Compañía de Tranvias de Sevilla“. Bis dahin wurden die Strassenbahnen von Mauleseln gezogen und mit Otto Engelhardt wurde sie elektrisch angetrieben. Sein Spitzname war: „Otto, der der Strassenbahnen“.

Otto Engelhardt im weissen Anzug bei der ersten Fahrt der Strassenbahn, Foto:Privatsammlung

Auszeichnungen

Er wurde eine bekannte Persönlichkeit in der Stadt von Sevilla durch seine Arbeit, aber auch durch sein Engagement in vielen Aktivitäten des sozialen Bereiches und wurde vom spanischen König Alfonso XIII mit dem Grosskreuz des Ordens“ Isabel La Católica“ ausgezeichnet.

Auszeichnung Isabel la Católica, Foto: Familie Eberhardt

1904 wird er vom Kaiser Willhelm II Ehrenkonsul von Sevilla ernannt und übte seine Funktionen bis 1919 aus.

Während seines Amtes fand der I.Weltkrieg statt. Otto Engelhardt war ein überzeugter Pazifist und musste einige schwierige Situation meistern, wie zum Beispiel einen Sabotageversuch eines Offizieres der deutschen Kaiserlichen Marine im Hafen von Sevilla gegen spanische Schmuggelschiffe zu verhindern. Er war der Meinung, dass seine Funktion als Konsul nicht darin bestand, militärische Aktionen zu unterstützen. Vielleicht hatte er auch bedenken, dass dieser Sabotageanschlag die Neutralität Spaniens in Frage stellen würde…

Gegner des Nationalsozialismus

Obwohl Otto Engelhardt weit weg von seiner Heimat lebte, verfolgte er das politische Geschehen in Deutschland mit Interesse und Besorgnis. Zuerst die Weimarer Republik und dann der Aufstieg Hitlers. Von Anfang an warnte er über die Gefahr des Nationalsozialismus.

Aus moralischen Gründen gab er alle Auszeichnungen zurück und verzichtet auf die deutsche Staatsbürgerschaft und nahm 1932 die Spanische an, die ihm von der spanischen Republik angeboten wurde.

Sanavida

Sein letztes  Projekt war die Gründung des pharmazeutischen Labores „Sanavida“ welches mit grossem Erfolg Medikamente herstellte.

Labor Sanavida, Foto: Familie Engelhardt

Seine Hinrichtung

Im Juli 1936 kommt es zum Staatsstreich des Militärs unter dem General Franco.

Otto Engelhardt war fast 70 Jahre alt als er mit einer Venenentzündung ins Krankenhaus eingliefert wird. Am 12. September entlässt man ihn kurzfristig, wird dann von den Putschisten entführt und am 14.September 1936 ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. Er hatte sich durch seine klare Unterstützung der Republik viele Feinde beim Militär gemacht und auch bei Vertretern der Nazis in Sevilla. Sein Leichnam wurde in einem der vielen Massengräber begraben.

Während der Diktatur Francos wurde sein Name und Werk verschwiegen und so kam es, dass dieser aussergewöhnliche Mann völlig in Vergessenheit geriet.

Seine Figur heute

Seine Urenkelin Ruth Engelhardt ist bemüht, die Geschichte Otto Engelhardts bekannt zu geben. 2009 wurde ein Dokumentarfilm über ihn gedreht: „Descubriendo a Otto. El cónsul que desafió a Hitler“-„Otto entdecken. Der Konsul der Hitler herausforderte”.

Sein Haus, Villa Chaboya, steht heute noch in dem Dorf San Juan de Aznalfarache ist aber durch jahrelange Vernachlässigung dem Verfall preisgegeben.

Man kann nur hoffen, dass Otto Engelhardt in der Zukunft einen Platz in den Herzen der Einwohner Sevillas findet. Die Stadt, die seine zweite Heimat wurde…

Auf meiner Webseite www.sevillacityguide.com können Sie mehr über Sevilla und über mich erfahren.