Heute möchte ich Ihnen eine Skulptur näher bringen, die sich im Museum der schönen Künste in Sevilla befindet, auf spanisch wird es das Museo de Bellas Artes genannt. Das Gebäude war ursprünglich ein Kloster bis zur Enteignung im 19.Jahrhundert.

Die Skulptur stellt den Heiligen Hieronymus da und wurde vom dem italienischen Künstler Pietro Torrigiano geschaffen.

Bevor wir uns die Figur betrachtenn, möchte ich Ihnen den Künster selbst etwas näher bringen.

Torrigianos Leben in Florenz

Torrigiano wurde 1472 in Florenz geboren, wo er auch seine Ausbildung als Bildhauer begann. Er muss ein Mann mit einem starken Charakter gewesen sein, was ihm in seinem Leben oft grosse Probleme verursachte.

Es kam dann auch in seiner Heimatstadt zu einer Diskussion zwischen ihm und Michelangelo Buonarotti, der wohl auch nicht immer einfach gewesen sein musste, wobei es sehr handgreiflich zuging und Torrigiano ihm die Nase brach.

Aus diesem Grund musste er Florenz verlassen und reiste erst nach Rom und danach lebte er in verschiedenen europäischen Städten , wie z.B. Antwerpen und London.

Dort arbeitete er an dem Grabmal des englischen Königs Henry VII und seiner Frau Elizabeth von York.

Torrigiano in Spanien

Und dann kommt er nach Spanien. Zuerst hält er sich wohl in Granada auf, bevor er nach Sevilla zieht. Hier haben wir 2 Werke von ihm, und beide befinden sich im Museum der schönen Künste in Sevilla: einmal die Figur der María mit dem Christuskind und die des Heiligen Hieronymus, auf den wir noch zu sprechen kommen.

Torrigiano und die Inquisition

Torrigiano starb 1528 mit 56 Jahren. Es wird gesagt, dass er einen Auftrag vom Herzog von Arcos bekam, eine Marienfigur zu einem bestimmten Preis anzufertigen. Als er die Arbeit beendete, wollte der Adlige  eine viel geringere Summe bezahlen. Daraufhin wird Torrigiano so wütend, dass er die heilige Figur zerstört.

Er wird daraufhin von der Inquisition der Kezerei angeklagt und verhaftet. Der Künstler tritt in Hungerstreik um der Schande einer öffentlichen Verurteilung zu entgehen und stirbt im Gefägnis. Ob diese Geschichte der vollen Wahrheit entspricht ist umstritten, aber sicher ist, das dieser grosser Künstler sein Leben in Sevilla beendet.

Es gibt eine Zeichnung des berühmten Malers Goya, wo er ihn im Gefängnis der Inquisition malt und den Spruch “no comas celébre Torrigiano “ “Iss nicht, berühmter Torrigiano” hinzufügt.

Das Leben des Heiligen Hieronymus

Jetzt würde ich sagen, schauen wir uns die Skulptur des Heiligen Hieronymus etwas genauer an.

Der Heilige Hieronymus ist einer der 4 sogenannten grossen Kirchenväter der Spätantike. Geboren war er 347 in der heutigen Stadt Strigova in Kroatien. Seine wohlhabenden Eltern schicken ihn in jungen Jahren zum Studium nach Rom und mit der Zeit entwickelte er sich zu einem wahren Gelehrten und Theologe.

Im Laufe seines Lebens reist er viel und schliesst sich Pilgerreisen in den Orient an. Einige Zeit zieht er sich als Eremit in die Wüste zurück und schlussendlich setzt er sich in Bethlehem nieder, wo er im Jahre 420 stirbt.

Eines seiner wichtigsten Werke ist die Vulgata, die lateinische Übersetzung der Bibel.

Die Skulptur

Wir sehen eine kniende Figur aus bemalten Terrakotta angefertigt. Dieses Material erlaubte dem Künstler die Anatomie des menschlichen Körpers perfekt darzustellen und auch die Farbe entspricht der Hautfarbe eines alten Mannes.

Wir sehen also den Heiligen Hieronmys als Eremit, zurückgezogen in der Wüste.

In seiner linken Hand trägt er ein Kreuz wohin sich auch sein Blick richtet und in der rechten Hand einen Stein, mit dem er sich auf die Brust schlägt, um Busse zu tun.

Der Heilige war ein sehr belesener Mann und er beschäftigte sich nicht nur mit religiösen Schriften sondern las auch pagane Werke, wie z.B. vom römischen Philosophen Cicero, was bei ihm Gewissenskonflikte verursachte. Torrigiano stellt also diesen inneren Kampf des Heiligen dar, der Blick aufs Kreuz gerichtet, als ob er auf eine Antwort oder Botschaft seiner Zweifel wartet.

Wir sehen, dass Torrigiano an alle Details gedacht hat. Er stellt einen alten Mann da, der in der Wüste lebt, fastet, also sehen wir einen ausgehungerten Heiligen, mit eingefallenen Wangenknochen und kein einziges Gramm Fett auf seinen Rippen.

Die Anatomie des menschlichen Körpers ist perfekt dargestellt, das runterhängende Gewand entblösst fast seinen ganzen Körper, so dass wir perfekt die verschiedenen  Muskelgruppen erkennen können, die Venen, die unter der Haut sichtbar sind,  Hände und Füsse mit all ihren Einzelheiten gezeigt.

Was auch auffallend an dieser Skulptur ist, dass sie von allen Seiten vollständig angefertigt ist. Häufiger waren Figuren, die nur von Vorne oder von der Seite zu sehen waren, auf der Rückseite nie vollendet. Bei dem Heiligen Hieronymus scheint es aber, als ob Torrigiano zeigen wollte, was für ein aussergewöhnliches Talent er besass.

Falls sie weiteres über Sevilla wissen möchten, können Sie auf meiner Webseite, www.sevillacityguide.com verschiedene Artikel in meinem Blog nachlesen.